Nutzerinterview: vet fluidlab 1 at University Münster

Kai Eder

Postdoc an der Universität Münster

Kai Eder, Postdoktorand an der Universität Münster, verknüpft einen Hintergrund in Biologie mit einem zunehmenden Fokus auf die Medizin. In seiner aktuellen Studie untersucht er kleine Schweine, um Einblicke in bestimmte Krankheiten zu gewinnen.

anvajo: Hallo Kai. Vielen Dank, dass Sie Sich für dieses Interview Zeit genommen haben. Möchten Sie sich einmal kurz vorstellen?

Kai: Hallo, mein Name ist Kai Eder und ich forsche aktuell an der Uni Münster. Ursprünglich habe ich Biologie im Bachelor studiert und mich dann zunehmend auf den Bereich der Medizin spezialisiert. Als Postdoc in der medizinischen Forschung konzentriere ich mich derzeit auf das Biomedizinische Technikzentrum. Dort arbeiten wir mit kleinen Schweinen. Ein Großteil meiner Arbeit beinhaltet die Zellkultur und in vitro Forschung. In diesem Zusammenhang bin ich bereits mit anvajo vertraut, da wir früher das fluidlab R-300 im Labor verwendet haben.

anvajo: Das hört sich spannend an. Woran genau forschen Sie denn mit den Schweinen?

Kai: Aktuell haben wir etwa 10 Schweine, die bereits seit 2014 bei uns sind. Da sie uns nun schon Weile begleiten, sind sie inzwischen etwas älter. Diese Schweine dienen als Tiermodelle für eine Krankheit und wurden speziellen Operationen unterzogen.

Mit zunehmendem Alter entwickeln sie auch manchmal urogenitale Erkrankungen. Während dieser Studienphase haben wir bereits leider ein Schwein verloren, was für uns ein ernstes Problem darstellt. Aus diesem Grund möchten wir ein intensiveres Monitoring durchführen, insbesondere in Bezug auf urogenitale Infektionen und Nierenprobleme. Im Zuge unserer umfangreichen Arbeit mit dem fluidlab R-300 in der Zellkultur kam mir die Idee, das vet fluidlab 1 für unsere Schweine auszuprobieren.

anvajo: Wirklich faszinierend! Haben Sie die Messungen für das Monitoring der Schweine denn bisher in-house durchgeführt oder wurden die Proben an ein externes Labor geschickt?

Kai: Bisher mussten wir die Daten immer umständlich an externe Anbieter schicken. Meine Kollegin, die sich um die Schweine kümmert, ist dafür verantwortlich, die Vitalwerte der Tiere zu prüfen. Wir entnehmen den Tieren Blut und schicken es an externe Labore, um den Vitaminstatus, Entzündungsparameter und andere Werte zu messen.

Häufig beschäftigen wir uns mit dem Kot, wenn wir Mikrobiom Studien durchführen, um die Veränderungen in der Darmflora aufgrund der medikamentösen Behandlung zu untersuchen, was uns wissenschaftlich interessiert. Die Urinanalyse, die wir durchführen, dient unserer Gewissheit, dass die Schweine gesund sind, da wir nicht direkt an der Urin-Forschung beteiligt sind, sondern lediglich den Gesundheitszustand der Tiere überwachen möchten.

Ich habe bereits eine Urinsedimentanalysen durchgeführt, obwohl ich kein Experte auf diesem Gebiet bin. Wenn wir jedoch eine umfassendere Urinanalyse durchführen möchten, müssen wir diese als Dienstleistung von einem Drittanbieter erwerben. Daher ist das vet fluidlab 1 ein wertvolles Instrument für uns, um einen ersten Überblick über die Zusammensetzung und das Vorhandensein von Substanzen im Urin der Tiere zu erhalten.

anvajo: Das ist schön zu hören. Verwenden Sie das vet fluidlab 1 denn im Labor oder vor Ort direkt im Stall?

Kai: Bisher haben wir das fluidlab hier im Labor benutzt. Wir haben ein großes S1-Labor, in dem wir die Proben analysieren, weil wir zum Beispiel dort auch gleichzeitig mikroskopieren können. Am Anfang war es wichtig zu sehen, wie wir die Urinproben analysieren und welche Ergebnisse das fluidlab im Vergleich liefert. Mittlerweile haben wir uns aber dann entschlossen, das Gerät im Stall zu benutzen.

anvajo: Es scheint, als seien Sie mit den Ergebnissen des Vergleichs zwischen der Mikroskopie und den Ergebnissen des fluidlabs zufrieden, stimmt das?

Kai: Unsere Analysen gehen natürlich nicht in die Tiefe, wie man sie beispielsweise bei einem Veterinär erwarten würde. Unser Hauptinteresse liegt in den roten Blutkörperchen im Urin, die teilweise schon anhand einer Rotfärbung erkennbar sind. Das geringe Probenvolumen des fluidlabs ist dabei das, was uns besonders gefällt. Es ist eine Herausforderung, bei diesen Tieren Urin zu gewinnen, insbesondere steril und frisch. Das 20-Mikroliter-Probenvolumen ist dafür ideal geeignet. Da das Gerät direkt vor Ort im Stall steht, ist für uns eine direkte Analyse schnell möglich.

anvajo: Sehr interessante Eindrücke. Wie sieht es denn grundsätzlich mit der Uringewinnung bei den Schweinen aus? Verwenden Sie beispielsweise die Free-Catch-Methode?

Kai: Genau, wir sammeln den Urin über die Free-Catch-Methode. Wir haben studentische Hilfskräfte, die sich um das Enrichment der Tiere kümmern und regelmäßig mit ihnen arbeiten. Dabei versuchen sie, den Urin der Tiere aufzufangen.

anvajo: Nach der Entnahme, worauf wird die Urinprobe denn genau untersucht? Nur die roten Blutkörperchen, die Sie gerade erwähnten?

Kai: Genau, hauptsächlich untersuchen wir die Urinprobe auf rote Blutkörperchen. Weiße Blutkörperchen schauen wir uns allerdings auch an, da die Entzündungsparameter für uns ebenfalls interessant sind. Der Urin dieser Schweine enthält im Vergleich zu anderen Tieren relativ viel Sediment, was manchmal zu unklaren Ergebnissen führen kann. Dies liegt einfach an dem Alter der Tiere. Daher muss man die Analysemöglichkeiten etwas einschränken. Die Analyse der roten Blutkörperchen funktioniert aber in jedem Fall sehr gut.

anvajo: Also ist es sozusagen sehr gut zugeschnitten für Ihren Anwendungsfall. Hat das vet fluidlab 1 Ihren Workflow bei den Routineuntersuchungen verändert?

Kai: Ja, das hat es auf jeden Fall. Unser Ziel ist es, den Urin der Schweine routinemäßig zu überwachen, um so Veränderungen frühzeitig zu erkennen. Bisher waren die Tiere größtenteils unauffällig und hatten keine urogenitalen Erkrankungen, die eine Behandlung erforderten. Jetzt, da solche Erkrankungen häufiger auftreten, streben wir an, regelmäßige Urinanalysen durchzuführen, um frühzeitig Informationen zu erhalten, bevor die Tiere tatsächlich krank werden. Dazu benötigen wir ein tragbares Instrument, das uns bei den regelmäßigen Messungen hilft. Das vet fluidlab 1 unterstützt uns sehr gut und macht damit den verkürzten Workflow im Stall möglich.

anvajo: Und wie werden die Ergebnisse nach der Analyse verwertet? Verwenden Sie das datalab, um die Daten zu exportieren, oder erfolgt dies ausschließlich über das Gerät?

Kai: Ja, wir finden das datalab besonders nützlich, um die Daten der einzelnen Tiere zu speichern. Aktuell werden sie von uns über das WLAN auf unseren Computer übertragen und dann gesichert. Dadurch können wir Vergleiche anstellen und den Verlauf beobachten, beispielsweise den Vergleich von vor 2 Monaten mit dem aktuellen Zustand.

Ich bin sogar der Meinung, dass das datalab eine bessere Sicht und Analyse der Daten ermöglicht, aufgrund des größeren Bildschirms und der Möglichkeit, alle Bilder anzusehen. Es ist jedoch für uns auch wichtig, dass wir die Daten sofort und direkt auf dem Gerät betrachten und speichern können, sodass wir eine direkte Handlungsempfehlung ableiten können.

anvajo: Gab es schon einmal einen Fall, bei dem das vet fluidlab frühzeitig etwas erkannt hat, oder waren bislang alle Ergebnisse im normalen Bereich, abgesehen von dem einen Schwein, das leider an einer anderen Ursache gestorben ist?

Kai: Bislang hatten wir noch keine detaillierten Ergebnisse, die auf eine Krankheit geschlossen haben. Da es sich um ein Tiermodell mit größeren Zielen handelt, dauert es in der Regel aber auch etwas länger, um relevante Erkenntnisse zu gewinnen. Unser Ziel ist es jedoch, in Zukunft Veränderungen zu erkennen, bevor sie symptomatisch werden. Das wäre natürlich ideal.

anvajo: Es freut uns sehr, dass Sie und Ihr Team mit dem vet fluidlab 1 so zufrieden sind.

Kai: Das sind wir! Als kleine Ergänzung: Das vet fluidlab 1 ist natürlich auch besonders interessant für uns, da wir zuvor schon mit holografischen Mikroskopen gearbeitet haben und dadurch ein gutes Verständnis für die Bildgebung entwickeln konnten. So können wir die holografischen Ergebnisse des Geräts besonders gut deuten und vielleicht auch mehr Informationen daraus ziehen als jemand, der keine Erfahrungen darin hat. Für uns ist es einfach ein praktisches Point-of-Care-Gerät für die Urinanalyse und erleichtert uns die Arbeit.

anvajo: Vielen Dank für das Interview und den Einblick in Ihre Arbeit mit dem vet fluidlab 1!