anvajo: Vielen Dank, dass Sie sich Zeit für unser Interview nehmen. Vorweg würde ich gern wissen: Wie haben Sie von anvajo erfahren?
Dr. Hannemann: Wir sind von einem Sales Mitarbeiter per E-Mail kontaktiert worden. Uns hat gefallen, dass es eine persönliche Ansprache war, man hatte sich im Vorfeld über unsere Arbeit informiert. Da wir tatsächlich auf der Suche nach einem Zellzähler waren, erschien es uns eine gute Gelegenheit, das fluidlab zu testen.
anvajo: Können Sie kurz Ihre Aufgaben am Institut beschreiben und einen kleinen Einblick in Ihre aktuellen Projekte geben?
Dr. Hannemann: Ich leite eine Arbeitsgruppe am Institut für Klinische Pharmakologie und Toxikologie. Wir beschäftigen uns mit den Mechanismen, die zu chronischen Erkrankungen, wie beispielsweise Tumorerkrankungen oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen, führen können.
Wir haben aber auch ein Projekt, das sich mit der Entstehung von Lungenhochdruck bei Personen, die in großen Höhen arbeiten, beschäftigt. In einer Kooperation mit chilenischen Kollegen arbeiten wir mit Bergbau- und Minenarbeitern zusammen, die auf Meeresniveau leben und jede Woche in die Berge hochfahren. Ein Teil der Arbeiter entwickelt im Laufe der Jahre einen Lungenhochdruck, ein anderer Teil der Arbeiter nicht. Wir erforschen, ob es möglich ist, bereits im Vorfeld zu erkennen, ob es zu Lungenhochdruck kommen wird und ob es Biomarker gibt, die vorhersagen können, ob eine Person ein Krankheitsbild entwickelt.
anvajo: Arbeiten Sie bei solchen Projekten, wie hier mit den chilenischen Kollegen, mit Kliniken zusammen?
Dr. Hannemann: In diesem Projekt arbeiten wir mit einer Forschungsgruppe an der Universität Arturo Prat in Iquique im Norden Chiles zusammen, die Kontakte zu der örtlichen Minen- und Kupferbergbaugesellschaft hat. Dort wird den Probanden vor dem Aufstieg in die Bergwerke sowie zwischendurch, während ihrer Arbeit in den Bergwerken, Blut abgenommen, welches uns dann für unsere Forschungen zur Verfügung steht. Für andere Projekte kooperieren wir mit Kliniken innerhalb und außerhalb Deutschlands.
anvajo: Das bedeutet Sie sehen sich die Zellen im Blut an?
Dr. Hannemann: Ja, einige Biomarker haben bereits gezeigt, dass ihr Anstieg vorhersagen kann, ob der Proband eine höhere Chance hat, Lungenhochdruck zu entwickeln. Wir messen diesen Biomarker im Blut, wenn die Person zum ersten Mal in die Berge gebracht wird. So können wir im Vorfeld einen Hinweis darauf finden, wer erkranken wird und wer nicht.
anvajo: Haben Sie hierfür das fluidlabR-300 verwendet?
Dr. Hannemann: Nein, die Blutproben der Minenarbeiter werden in Laboren von Betriebsärzten vor Ort genommen und uns dann für unsere Analysen zugesandt. In der Klinischen Pharmakologie versuchen wir immer translational zu arbeiten. Es gibt bei uns immer eine klinische Fragestellung. Um nachzuvollziehen, woher diese rührt, gehen wir einen Schritt zurück. Hierfür nutzen wir entweder das Tiermodell oder ein Zellkulturmodell und da kommt das fluidlab natürlich zum Einsatz. Wir haben unterschiedliche Zellen und versuchen diese unter verschiedenen Bedingungen zu kultivieren und die beobachteten Veränderungen zu verstehen.
anvajo: Mit welchen Zellen arbeiten Sie gerade mit dem fluidlab R-300?
Dr. Hannemann: Wir arbeiten an einem Projekt mit 5 verschiedenen Tumorzelllinien für das Mammakarzinom, also Brustkrebs-Zelllinien, und einer Zelllinie, die die Normalbedingungen darstellt. Wir untersuchen, was eine Hypoxie, also ein Sauerstoffmangel, verursacht. Ein Tumor kann nur bis zu einer bestimmten Größe wachsen. Dann muss er sich ans Blutgefäßsystem anbinden, um seine Sauerstoffversorgung sicherzustellen. Die Frage ist, was in diesen Zellen passiert und ob es von Nutzen sein kann, wenn in diesen Prozess eingegriffen wird. In diesem Fall haben wir eine Hypoxie-Anlage, wo wir den Sauerstoffgehalt der Luft, der 21% beträgt, herabregulieren auf 1%, um zu beobachten, wie das die Zellen beeinflusst. Wird das Wachstum langsamer? Ändern die Zellen ihre genetische Ausstattung, also schalten sie andere Gene ein und dafür andere aus? Dies wird mit dem Verhalten bei normalen Sauerstoff-Bedingungen verglichen.
Hierfür nutzen wir das fluidlab, weil wir natürlich unter definierten Bedingungen Zellen aussäen wollen. Es muss zuvor für jede Bedingung die gleiche Zellzahl in den Schalen ausgesät werden, um vergleichen zu können. An dieser Stelle sind wir sehr froh, dass wir das handliche fluidlab im Kitteltaschenformat benutzen dürfen.
anvajo: Bevor Sie unser fluidlab benutzt haben, wie haben Sie sichergestellt, dass die gleiche Anzahl an Zellen in den Schalen war?
Dr. Hannemann: Wie wahrscheinlich viele andere auch: manuell mit der Neubauerzählkammer. Das hat für viel Frust gesorgt im Labor.
anvajo: Das heißt, Sie benutzen hauptsächlich die Applikation Cell Counter beim fluidlab R-300 oder auch noch eine andere Funktion?
Dr. Hannemann: Wir messen auch die Zellviabilität mit dem fluidlab. Das ist ein tolles Feature, mit dem man färbungsfrei in der gleichen Probe einfach die Zellzahl und auch die Zellviabilität bestimmen kann, um dann zu entscheiden, wie gesund die Zellen sind.
anvajo: Sie haben eben schon erwähnt, dass das fluidlab klein und tragbar ist und dass man die Zellviabilität ohne Anfärben bestimmen kann. Gibt es sonst noch etwas, was Ihnen am Gerät gefallen und Sie überzeugt hat?
Dr. Hannemann: Was wir wirklich schön finden, ist, dass es intuitiv bedienbar ist. Es ist simpel gehalten, sodass man jedem, der neu ins Labor kommt, einfach sagen kann, was er zu tun hat. Was uns auch gefällt, ist, dass es bei mehrfacher Messung einer Probe gut reproduzierbare Ergebnisse liefert.
anvajo: Vielen Dank für das spannende Interview und den Einblick in Ihre Arbeit!